Kinderheim in Honduras

Oberbaslerbieter, 11.06.2020

Marion Matter gemeinsam mit einem Mädchen aus dem Heim.

Rund 9200 Kilometer von Liestal entfernt liegt die honduranische Stadt San Pedro Sula. Etwas ausserhalb von San Pedro Sula in Ticamaya befindet sich das Kinderheim der Sissacher Stiftung El Refugio. Vor über 20 Jahren hat dort der Bubendörfer Christof Wittwer das honduranische Kinderheim aufgebaut, unterstützt wird er von der Stiftung El Refugio mit Domizil in Sissach. Dieser Bericht erzählt die Geschichte des Heims und der Stiftung.

Aktuell in Honduras

In Honduras ist das Corona-Virus noch immer ein präsentes Thema. San Pedro Sula ist mit vielen Corona Fälle ein Epizentrum. Die Schulen sind seit zwei Monaten geschlossen. Unterrichtet wird, so gut es geht, wie in vielen Orten auf der Welt zurzeit per Videochat, so auch im Kinderheim El Refugio.

Dort sind momentan alle gesund. Wittwer und sein Team setzen alles daran, dass es so bleibt. Es ist nicht nur Corona an und für sich, das dem Kinderheim Sorge bereitet. Bereits vor der Pandemie befand sich das honduranische Gesundheitssystem am Anschlag. Wittwer befürchtet, das System könnte wegen Corona ganz zusammenbrechen. Deshalb soll verhindert werden, dass eines der Kinder oder jemand aus dem Team wegen eines Unfalls oder krankheitsbedingt ins Spital muss.

Das Land befindet sich seit zwei Monaten unter unterschiedlich strengem Lockdown. Normalerweise darf eine Person nur einmal die Woche ihr zu Hause verlassen, den Tag bestimmt die Endnummer des Passes. Wittwer darf sich dank einer Bewilligung aber relativ frei bewegen. Er ist somit logistisch besser aufgegleist und kann Produkte wie Lebensmittel und Medikamente kaufen.

Lokale Geschäfte unterstützten das Heim mit Lebensmittelspenden. Diese haben seit Corona zugenommen. Das berührt Wittwer, Corona habe die Menschen dazu bewegt, ein bisschen näher zusammenzurücken, wenn auch nur metaphorisch gesprochen.

Geschichte des Heims

Wittwer hat es 1992 nach Guatemala und Honduras verschlagen. Dort lernte er in Guatemala-Stadt einen Mann kennen, der in einem Slum von San Pedro Sula eine Suppenküche betrieb. Die extreme Armut und zugleich die Lebensfreude hinterliessen bei Wittwer einen bleibenden Eindruck. Ihm wurde bewusst, dass man in Honduras mit wenig Geld viel bewirken kann. Ein Jahr später reiste der damals 23-Jährige erneut nach Honduras, um dort Freiwilligenarbeit zu leisten. Bereits nach kurzer Zeit trennte er sich von dem Projekt und machte alleine weiter. Dank der Unterstützung aus der Schweiz, besonders nach der Gründung der Stiftung El Refugio, konnte die Suppenküche in ein Kinderheim verwandelt werden.

Das erste Heim bot 18 Mädchen und Jungen ein zu Hause. Noch war die Institution klein und bescheiden, aber es reichte aus. Wittwer und sein Team begannen die Bedürfnisse der Kinder und das Umfeld besser kennenzulernen. Das Kinderheim konnte sich legal etablieren.

Heute weist der Staat Wittwer und seinem Team die Kinder zu. Das Heim ist gewachsen und es leben 75 Mädchen und Jungen im Alter zwischen fünf und fünfzehn Jahren in zwei Kinderhäusern. Ihre Schicksale sind geprägt von Aids, extremer Armut und Gewalt.

Das Heim verfügt über eine Primarschule, eine Werkstatt sowie einem gedeckten Sportplatz, auch eine Bibliothek, Werkstätte und eine Ludothek sind vorhanden. El Refugio ist über die Jahre gewachsen, eines hat sich aber nicht verändert, das Heim ist ein Ort für Kinder in Not, damit sie ihren Weg im Leben finden.

Die Stiftung fokussiert sich ausschliesslich auf das Heim in Honduras. Marion Matter ist Präsidentin des Stiftungsrates. Sie erzählt, El Refugio sei ein Herzensprojekt, in welches das ganze Team viel Engagement steckt. Die Stiftung verzichtet auf Sitzungsgelder und richtet keine Spesen aus. Administrativkosten sollen minimal gehalten werden und Spenden dem Heim zu Gute kommen. Der Stiftungsrat und alle Helfer in der Schweiz arbeiten ehrenamtlich, allfällige Kosten tragen sie privat.

Wie es für das Heim weiter geht

Das Heim hofft, möglichst bald in eine neue Normalität starten zu dürfen. Viele Arbeiten, die wegen des Virus verschoben werden mussten, gilt es für Wittwer und sein Team in Angriff zu nehmen, so beispielsweise die Rückkehr zum normalen Unterricht und dem Training der Volkstanzgruppe. Wittwer hofft, dass die diesjährigen Schulabgänger trotz der noch schwieriger gewordenen wirtschaftlichen Lage ihren Weg in die Arbeits- und Fortbildungswelt finden dürfen.